ILS: Erfahrungen und Erfahrungsberichte zum Fernstudium
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Erfahrungen zum ILS-Fernstudium
Anna, 15.04.2024
„Ich kann das Fernabitur über das ILS leider nicht empfehlen, auf meine Gründe werde ich im Folgenden eingehen.
Ich persönlich würde im Nachhinein das Abitur komplett Extern ohne Fernschule machen, das halte ich für die deutlich günstigere, zeitsparendere und angenehmere Alternative. Man denkt vielleicht, allein in Eigenregie ist es zu viel Organisationsaufwand, aber man muss auch mit den ILS noch einen Haufen Bürokratie erledigen und sich alles an Stoff am Ende doch selbst heraussuchen (siehe unten). Ich kann ILS aus bestem Gewissen und Wissen einfach nicht weiterempfehlen, obwohl ich einen Einser Schnitt geschafft habe (mit sehr viel Eigeninitiative und auch zusätzlicher Hilfe, Auslandsaufenthalte etc.)
Über die Hefte und Fächer
Es sind in etwa 150 Studienhefte, die durchgearbeitet werden müssen.
In Deutsch muss man pro Studienheft teilweise drei Lektüren lesen, das ist ein enormer Zeitaufwand und übersteigt bei Weitem die Anzahl an Lektüren, die am (bayerischen) Gymnasium in der Oberstufe gelesen werden. Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass in der Abiturprüfung ein Drama/ Roman drankommt sehr niedrig ist, da für Externe keine Pflichtlektüren vorausgesetzt werden. Wenn also doch ein solches in der Prüfung drankäme, dann müsste man dieses nicht einmal kennen, sondern es wäre im Kontext angegeben (so weit ich informiert worden bin). Viel wahrscheinlicher ist es, dass eine Kurzgeschichte, Gedicht oder Sachtext drankommt und das kommt in den Studienheften viel zu kurz, verglichen mit Dramen und Lektüren. Die Deutsch Vorbereitung übers ILS fand ich also a) viel zu zeitaufwendig (ich würde sogar sagen Zeitverschwendung in Teilen) und b) nicht wirklich an das externe Abitur und die Anforderungen angepasst.
Die Mathe Hefte waren größtenteils sehr schwierig zu verstehen, unübersichtlich und bereiteten absolut nicht auf die Prüfungen vor. Den Stoff habe ich mir komplett über Youtube Videos und Sekundärliteratur angeeignet, das hat ausgezeichnet funktioniert, die ILS-Hefte waren mir da keine Hilfe. Ich habe übrigens ein zweistelliges Ergebnis im Mathe Abitur gehabt, würde also sagen, meine Vorbereitung hat gut funktioniert. Dank Stark Heften und anderen Büchern, nicht dank ILS.
In Englisch musste man anfangs ganz viele einfache Aufgaben machen (so von wegen „erzählen Sie von ihrer Reise nach New York“ – das ist 6. Klass Niveau) und plötzlich haben die Hefte einen Sprung gemacht und man musste Texte auf Abi Niveau schreiben, was ich mir für jemanden, der kein großes Englisch Vorwissen hat, echt happig vorstelle. Es waren letztendlich ca. 3 Hefte, die wirklich halbwegs aufs Abi vorbereitet haben, der Rest davon war in meinen Augen Zeitverschwendung.
Französisch begann als zweite Fremdsprache, also von Anfang an mit der Grammatik, ich konnte schon aus meiner Schulzeit Französisch auf B1-B2 Niveau, konnte die Hefte also schnell durcharbeiten, für jemanden der die Sprache neu lernt, ist das sicher kein Spaß. Denn auch hier, ging es ganz plötzlich, von einfachen Grammatik Übungen über zum Schreiben von enorm langen Texten. Dies war für mich kein Problem, für Leute, die Französisch neu lernten aber schon. Der Anstieg des Niveaus war viel zu sprunghaft.
Für mich waren die Hefte nichts Neues, ich hab gar nichts dadurch mitgenommen, sondern mich im Endeffekt selbst vorbereitet mit aktuellen Materialien und IQB Aufgaben.
Religion – da fand ich die Hefte teilweise extrem langatmig, anstrengend zu lesen und zu folgen. Der Abi relevante Stoff ist ein kleiner Teil dessen, was in den Heften steht, vorbereiten muss man sich im Endeffekt eh größtenteils mit Sekundärliteratur.
Biologie – Die Hefte waren nicht besonders gut, haben viele wichtige Sachen nicht enthalten, und andere unnötige ausgeführt, keine Ahnung was da eigentlich Sinn und Zweck sein soll. Man bekommt ein Biobuch dazu, mit dem aber quasi gar nicht gearbeitet wird und das nicht mal für die Oberstufe ist, sondern ein allgemeines Biobuch. Für die Abivorbereitung wird einem dann empfohlen, sich ein Oberstufen Biobuch zu kaufen (Markl Biologie – extrem gut!!). Da kommt man sich halt dezent verarscht vor. Ich habe auch in Bio eine sehr gute Punktzahl bekommen, aber nur durch Sekundärliteratur und Youtube Videos. In der Abi Vorbereitung hat mir Bio plötzlich Spaß gemacht, am ILS hab ich es nicht ausstehen können. Das lag an der misslungenen Aufbereitung des Materials.
Geographie – eines der Abi relevanten Themen wurde einfach gar nicht abgehandelt in den Heften (Ressourcenknappheit), danke dafür! Die anderen auch nicht ausreichend, man musste sich am Ende auch noch extern vorbereiten, der Inhalt der Hefte und des Buches war nicht ausreichend, um gute Noten zu erzielen.
PGW (Sozialkunde& Wirtschaft) – die Hefte waren ganz okay, für die Abi Vorbereitung aber auch einfach nicht ausreichend.
Allgemeine Kritik
Dann waren die Hefte auch teilweise so unfassbar veraltet, in Französisch musste ich Klausuren schreiben, in denen es um politische Situationen vor der Jahrtausendwende ging, was einfach keinen Sinn macht, weil sowas in den Abi Prüfungen eh nicht drankommt, sondern entweder aktuelle Texte oder literarische Texte, aber doch keine Rede von Helmut Kohl. In Sozialkunde waren die Hefte auch bei weitem nicht auf dem neuesten Stand, viele Grafiken und Berichte von vor 2010. Im Abitur geht es halt nicht um so was, sondern um aktuelle Themen. Macht halt auch einfach keinen Spaß, wenn man sich sinnloserweise mit irrelevanten, uralten Sachen auseinandersetzt, anstatt mit Dingen, die tatsächlich wichtig sind und im Abi vermutlich drankommen.
Die Korrekturen der Aufgaben fand ich mäßig bis schlecht, manche Lehrer geben einfach nur gute Noten und äußern nicht wirklich Kritik. Das bringt einem aber nichts, so kommt man nicht weiter. Andere geben einem schlechte Noten ohne das zu begründen, und weigern sich auf Nachfrage, genauere Begründungen zu geben. Ich war auf einem Gymnasium vorher, ich weiß wie eine ordentliche Korrektur aussieht, und ich habe sowas so gut wie nie bekommen von den ILS „Lehrern“, nur selten mal in Deutsch oder Französisch etwas ausführlichere Korrekturen. Man hat einfach den Eindruck, die haben gar keinen Bock und schauen sich deine Sachen gar nicht gescheit an. Normalerweise bekommt man bei einer Klausur eine ausführliche Rückmeldung etc., darauf habe ich vergeblich gewartet. Macht dann richtig Freude, die ganzen unnötigen Einsendeaufgaben (ESA) abzuarbeiten, ohne dafür eine richtige Korrektur zu bekommen.
Dann darf man pro Woche nur 3 ESA einreichen, was ich auch nervig finde in Anbetracht der Tatsache, dass man eben mal mehr, mal weniger Zeit hat, oder vlt parallel an mehreren Heften arbeitet und dann mit mehreren in einer Woche fertig ist, dafür aber vielleicht 2 Wochen nichts einzureichen hatte. Einfach ein unlogisches System. Somit kann man das Fernabi auch gar nicht so schnell beenden, wie man vielleicht könnte oder wollen würde.
Nach meiner Zeit beim ILS, als KI in den letzten Monaten ein größeres Thema wurde, haben sich (Erzählungen zufolge) ein paar Lehrer darauf eingeschossen, andauernd KI Vorwürfe zu machen, die nicht gerechtfertigt waren in den mir bekannten Fällen. Das heißt, die werfen einem dann vor, die ESA hätte man eine KI schreiben lassen, und dann bekommt man eine 6 und muss das ganze nochmal einreichen, obwohl man die Aufgabe selbst bearbeitet hat. Das ist extrem demotivierend und einfach auch respektlos! Von Unschuldsvermutung weit entfernt, falls das wirklich so stattfindet (wovon ich ausgehe).
Es gab für die Probeklausuren und für die mündlichen Prüfungen ein Vorbereitungsseminar, in dem leider Lehrer saßen, die kaum über die Anforderungen informiert waren, leider war das für mich reine Zeitverschwendung und das eine Seminar hat auch noch extra gekostet 🙁
Teilweise ist ein sehr unfreundlicher Mensch ans Telefon gegangen beim Studienservice, der kaum zugehört hat und nicht auf einen eingehen wollte, ich hatte immer Angst, den zu erreichen. Es gab aber auch viele nette Angestellte der ILS.
Weitere Argumente gegen Abitur über die Fernschule
Die Kosten sind einfach enorm und m. E. nicht im Ansatz gerechtfertigt. Man kommt deutlich günstiger weg, wenn man sich komplett extern vorbereitet und vielleicht in dem ein oder anderen Fach einen Nachhilfelehrer nimmt/ einen Sprachkurs macht etc. – so würde ich das machen inzwischen.
Hinzu kommen sehr hohe Kosten, da man dreimal nach Hamburg fährt und eine Unterkunft braucht, sowie Fahrtkosten, auch das sollte man bedenken.
Man bekommt für das Abi in Hamburg kaum Einsicht in Klausuren, also man weiß halt wirklich nicht was auf einen zukommt, man findet wenig Informationen und muss sich alles selbst raussuchen. Es ist wesentlich angenehmer wenn das Bundesland dazu Aufgaben zur Verfügung stellt (das ist in Bayern bspw. echt gut!!).
Man hat ein Onlinestudienzentrum, wo es die Möglichkeit der Vernetzung mit Mitstudierenden gibt, allerdings ist diese Funktion sehr begrenzt und man findet da immer nur große Gruppen, in denen keiner drin ist, der genauso weit ist wie man selbst. Die ganzen Kontakte habe ich (und auch die anderen soweit ich weiß) erst knüpfen können, als wir uns beim Vorbereitungsseminar online kennengelernt und Nummern getauscht haben und bei den Klausuren vor Ort. Sehr schade, man hätte sich eigentlich schon viel früher kennenlernen können, aber daran scheint dem ILS nicht viel zu liegen.“
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